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Wir leben Nachhaltigkeit: Plastik vs. Glas – eine Bestandsaufnahme

Wenn es um das Thema Plastik geht, läuten bei vielen von uns die Alarmglocken. Verschmutzte Strände übersät mit Plastiktüten oder überfüllte Mülleimer voll mit Coffee-to-go-Bechern sind da nur zwei Bilder, die einem sofort in den Kopf schießen. Wir sind mittlerweile getrimmt darauf, beim Thema Plastik hellhörig zu werden. Plastikmüll ist ein weltweites Problem und wird auch zukünftig eine große Herausforderung für uns darstellen. Immer mehr Unternehmen werden sich dessen bewusst und suchen nach Alternativen für die Verpackungen ihrer Produkte. Neben Plastik werden viele Produkte mittlerweile in Glasbehältern abgefüllt und verkauft. Doch ist dieser Umstieg von Plastik- auf Glasverpackungen wirklich ein zwingend notwendiger Schritt oder betrachten wir die Plastikproblematik zu einseitig? Eine Bestandsaufnahme.

Glas-Einweg nicht umweltfreundlicher als PET-Einweg

Wenn man zwischen einer Glas- oder Plastikverpackung abwägt, ist zunächst weniger das Material, als die Unterscheidung zwischen Einweg und Mehrweg wichtig. Denn generell gilt: Mehrweg ist ökologisch vorteilhafter als Einweg. Egal, ob bei einer Glas- oder PET-Verpackung. Zudem ist die Größe der Verpackung entscheidend. Je größer die Verpackung, desto geringer fallen die CO2 Emissionen pro kg Produkt aus. So weit so gut. Wenn man sich die Lage bei den Einwegverpackungen anschaut, wird es schon komplexer. In Bezug auf Einwegverpackungen würden viele nur den Griff nach der Glasflasche in Betracht ziehen. PET-Einwegverpackungen? Wohl lieber nicht! Doch so einfach ist es leider nicht. Glas ist nicht automatisch umweltfreundlicher als die PET-Verpackung. Das lässt sich mithilfe der sogenannten Ökobilanz begründen. Hierbei werden die Umweltauswirkungen von der Herstellung der Verpackung bis hin zum Transport des finalen Produkts gemessen. Bei Glas- und Plastikverpackungen heißt das konkret, dass vor allem drei Faktoren eine entscheidende Rolle spielen:  

#1 Der Energieaufwand bei der Herstellung

Glas ist ein Material, welches bei der Herstellung einen sehr hohen Energieverbrauch hat, um Rohstoffe zu schmelzen. Glas wird zwar aus unerschöpflichen Rohstoffen, wie Quarzsand hergestellt, benötigt aber einen sehr hohen Schmelzgrad von etwa 1.650 Grad Celsius. Die Rohstoffe werden in Behälterglas-Schmelzwannen geschmolzen, die mithilfe von Erdöl und Erdgas beheizt werden. Obwohl fast 90% der Glasverpackungen in Deutschland recycelt werden, trägt der damit verbundene CO2-Ausstoß während des Schmelzvorgangs maßgeblich zur schlechten Ökobilanz von Einweg-Glasverpackungen bei. 

PET-Verpackungen hingegen haben einen deutlich niedrigeren Energieaufwand und enthalten, wie immer noch von vielen Menschen angenommen, kein Bisphenol A oder andere Weichmacher. Trotzdem ist die Klimabelastung gerade bei kleineren Verpackungen nicht von der Hand zu weisen. PET ist ein Kunststoff aus der Familie der Polyester und benötigt somit Rohöl zur Herstellung. Etwa 1 Prozent des europäischen Ölverbrauchs wird zurzeit in PET umgewandelt. Dennoch liegt der Schmelzgrad bei der Herstellung nur bei 250 Grad Celsius. 

#2 Das Gewicht der Verpackungen

Plastikverpackungen sind generell wesentlich leichter als Glasverpackungen und verbrauchen somit beim Transport im LKW weniger Erdöl. Dadurch wird im Gegenzug weniger CO2 ausgestoßen. Besonders bei längeren Transportwegen ist das Gewicht von Glasverpackungen dann nachteilig. Das bedeutet, dass eine 0,5l PET-Flasche im Durchschnitt rund 140g CO2eq/kg Produkt verbraucht. Eine 0,5l Glasflasche hingegen verbraucht ungefähr 550g CO2eq/kg Produkt. 

#3 Die Materialeigenschaften von Glas und Plastik

Die Materialeigenschaften von Glas und Plastik führen zu unterschiedlichen Möglichkeiten in der Wiederverwendung. So hat Glas eine sehr gute Recyclingfähigkeit und kann fast komplett zur Neuglasherstellung wiederverendet werden. Bei PET-Verpackungen sind es 50% des zurückgenommenen Materials, aus denen Neuverpackungen hergestellt werden. Die andere Hälfte wird weiter verarbeitet und findet in der Textilfaserindustrie neue Verwendung. Letztendlich können PET-Verpackungen nicht zu 100% recyelt werden, punkten aber mit ihrer Bruchsicherheit im Verbrauch.

Glas oder Plastik? Der Einzelfall entscheidet

Die Frage nach der am ökologisch korrektesten Verpackung lässt sich pauschal nicht so einfach lösen. Es ist wie bei allem im Leben, es gibt nicht nur schwarz oder weiß, denn der Einzelfall ist entscheidend. Das Wichtigste ist, dass man als Unternehmen nicht einfach auf einen Zug aufspringt, sondern alle relevanten Faktoren beleuchtet und abwägt, bevor man sich für ein Verpackungsmaterial entscheidet. Ob letzlich Glas oder Plastik mehr Sinn macht, hängt von vielen Parametern ab: der Herstellung des Materials, dem Produkt an sich, dem Transportweg des Produkts, der Verwendung des Produkts, den gesetzlichen Bestimmungen des jeweiligen Landes und der Branche – um nur einige zu nennen. Unterm Strich steht fest: Beides hat seine Vorteile, beides hat seine Nachteile. Welche überwiegen und ob die Produkte am Ende in Glas- oder Plastikverpackungen verkauft werden, sollten Unternehmen verantwortungsbewusst und individuell entscheiden.

Warum wir uns bei Ponyhütchen letztendlich für PET-Einwegverpackungen entschieden haben und was das konkret mit dem Herstellungsprozess unserer Produkte zu tun hat, erzählen wir dir im nächsten Teil unserer neuen Serie „Wir leben Nachhaltigkeit“. Darin greifen wir jeden Monat eine Facette der großen Thematik Nachhaltigkeit auf. Wir verraten dir, warum wir gewisse Dinge tun, wie wir sie tun, und wie wir die Welt auch mit Glitzer und Rock’n’Roll ein bisschen grüner machen.

/// Die Quellen sind im Text verlinkt. ///

Dieser Text wurde von unserer talentierten Gastautorin Jessica Könnecke verfasst. Sie ist Selfmade-Expertin für Nachhaltigkeitsthemen und schreibt einen eigenen Blog. Auf The Liveliest wird jeder fündig, der Anregungen für einen nachhaltigeren Alltag sucht oder mal schauen will, wie das andere so machen. Ob es die kleinen Dinge sind oder gleich die Weltveränderung – Jessica berichtet herrlich unverfänglich und mit viel Humor von ihren eigenen Erfarungen, ohne mit dem Finger auf andere zu zeigen. We love!

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